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Pressebericht 24.01.1998
Ein Gründer ohne Geldprobleme
Das Kapital von Roberto Schuster sind seine Hände und Augen – Fast 40 Mitarbeiter
Pfiffige Ideen mutiger Jungunternehmer sind häufig zum Scheitern
verurteilt – weil’s nicht immer, aber immer öfter am nötigen Kleingeld
fehlt. Nicht überall! Finanzierungsprobleme sind Sorgen, die ein
Ampferbacher Existensgründer nicht kennt. Denkt Roberto Schuster (31) an
die Geldknappheit vieler „Gründerkoellegen“, kann er sich selber
sorglos in seinem Chefsessel zurücklehnen. Und das, obwohl es gerade
gute zwei Jahre her sind, dass er sich selbstständig gemacht hat.
Weshalb der Unternehmer aus Ampferbach bei seiner Firmengründung auch
ohne eigenes Kapital cool bleiben konnte, ist einfacher, als gedacht: Er
brauchte fast keines.
Der Grund: Schusters Unternehmen übernimmt die manuelle oder
teilautomatisierte Konfektion von Metall- und Kunststoffteilen sowie
Prüf- und Nacharbeitungen. Arbeitsschritte, die sich an die automatische
Produktion eines Werkstückes anschließen und – wohl oder übel – von
Menschenhand erledigt werden müssen, weil Maschinen in vielen Bereichen
längst nicht so präzise arbeiten können. So musste Schuster bei seiner
Existenzgründung weder Maschinen noch Rohstoffe kaufen. Als erste
Betriebsstätte diente das Dachgeschoß im elterlichen Wohnhaus, ebenfalls
kostenfrei. Die einzige Investition, die Schuster tätigen musste: ein
Telefon, später ein Faxgerät – für einen direkten und schnellen Kontakt
zum Kunden.
Schusters eigentliches Kapital waren seine Hände, seine Augen und die
seiner Frau Edith Beßner. Denn die ersten Aufträge, die die kleine
Firma für Zulieferbetriebe der Automobilindustrie übernommen hat, waren
reine Chefsache und wurden von dem Unternehmensgründer nicht nur
akquiriert, sondern auch in Heimarbeit erledigt. Als er die Arbeiten
zuverlässig und termingerecht erfüllt hatte, lockten größere Fische: „
Denn dem Kunden geht’s selbstverständlich um die Kosten“ weiß Schuster –
und die seien bei ihm häufig Klein- und Mittelbetrieben, günstiger als
in einem großen Unternehmen. „Besonders die Arbeitsschritte, die nicht
zum Kerngeschäft des Unternehmens gehören, werden immer häufiger
ausgelagert“, so Schuster. Das spare den Unternehmen Geld und
Arbeitsplätze, schaffe aber im Gegenzug bei ihm volle Vollzeitstellen.
Längst hat der Unternehmer das elterliche Dachgeschoß verlassen, eine
Produktionshalle, die er im Oktober 1996 bezog, war schon nach wenigen
Monaten zu klein, und auf den heutigen 460 m² in der ehemaligen
Ampferbacher Schule platzt die Firma mittlerweile ebenfalls fast aus
allen Nähten: Denn statt keinem hat der 31jährige Firmenchef derzeit
fast 40 Mitarbeiter, Tendenz steigend. Schuster baut deshalb noch in
diesem Jahr an, mindestens 300 weitere m². Ampferbach zu verlassen, das
kommt für Schuster nicht in Frage, Zwar verfügt der keine Ort über keine
zentrale Straßenverbindung, dafür betragen die Immobilienpreise hier
nach seinen Berechnungen nur ein Fünftel dessen, was sie in Bamberg
kosten. Fragt man Schuster ob er den Schritt in die Selbstständigkeit
auch heute wagen würde, bekommt man eine klare Antwort.
„Selbstverständlich“, sagt er, den er wisse, dass es auch ohne
Startkapital und mit einer Vision funktioniere, ein Unternehmen zu
gründen – freilich nur in solchen Branchen, in denen keine kostspieligen
Vorleistungen zu erbringen sind.
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