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Pressebericht 25.01.2013
Wir beflocken alles!
Beflockung, die Technik, bei der Gegenstände samtweich mit Flockfasern versehen werden, wenden viele an. Doch kaum ein Betrieb in Deutschland arbeitete so vielfältig wie die Firma Schuster aus Ampferbach.
Auf T-Shirts hat es jeder schon einmal gesehen: Schriftzüge oder
Logos aus unzähligen Textilfasern, samtweich, wenn man darüberstreicht.
Das Verfahren, mit der so eine strapazierfähige und arbeitsbeständige
Oberfläche hergestellt wird, heißt Beflockung.
Eher zufällig kam
Roberto Schuster vor rund 15 Jahren damit in Berührung. „Ich wusste
anfangs nicht einmal, was das überhaupt ist“, erzählte der Chef der
Firma Schuster in Ampferbach (Gemeinde Burgebrach) im Landkreis Bamberg.
Der 46-jährige hatte einige Jahre zuvor aus dem Nichts einen Betrieb
gegründet. Zunächst mit seiner Ehefrau Edith, später mit den ersten
Mitarbeitern baute der gelernte Industriemeister Kunststoffteile für die
oberfränkischen Automobilzulieferer zusammen.
Auto-Innenteile und vieles mehr
Als ein Kunde nachfragte, ob Schuster nicht ein Teil beflocken
könnte, recherchierte der Firmengründer – und merkte: Es gibt nur
spärliche Erfahrungen mit dieser Technik. „Der Beruf des Beflockers
existierte nicht. Unser ganzes Know-how haben wir uns selbst
beigebracht“, sagt er.
Mittlerweile beschäftig Schuster im
Schichtbetrieb 35 Mitarbeiter. Mit seiner Beflockungstechnik
erwirtschaftete er im vergangenen Jahr einen Umsatz in Höhe von 2,3
Millionen Euro. Beflockt werden eine Vielzahl von Autoteilen, zum
Beispiel Fensterschachtleisten, Mittelkonsolen oder Handschuhfächer.
Doch laut Schuster ist die Firma nicht mehr so Automobillastig
aufgestellt. Der Firmenchef spricht von „etwa 25 Prozent des Umsatzes“.
Andere
Geschäftsfelder sind dazugekommen. Naheliegend: Die Caravan-Industrie.
„Da sind wir alleiniger Lieferant auf dem deutschen Markt“ sagt
Schuster, der mehrere Hersteller zu seinen Kunden zählt. Früher hätten
Reisemobilhersteller nur auf Plastik gesetzt. Inzwischen schätze man im
Wohnmobil beflockte Flächen.
Schuster ist stolz darauf, immer
wieder neue, vor allem auch große, sperrige Gegenstände in seiner Firma
beflocken zu können. „Da trauen sich viele nicht ran. Es gibt in Europa
keinen mit uns vergleichbaren Betrieb, der ein so großes Spektrum an
Beflockung bieten kann“, berichtete er.
Ob Glas, Keramik, Edelstahl, Aluminium, Messing, Gips oder Gummi-alle
Oberflächen dieser Materialien haben Schusters Mitarbeiter in den
vergangenen Jahren schon beflockt. Wichtigstes Kriterium: Der
spezielle, elektrisch leitfähige Klebstoff muss auf dem Untergrund
halten. „Das geht fast überall, nur wenn Silikone verarbeitet werden,
funktioniert es nicht“, erklärt der Firmenchef. Die Flockfasern zu
verarbeiten, ist laut Schuster ungefährlich. Dennoch tragen seine
Mitarbeiter Atemmasken. „Man weiß ja nie. Sicher ist sicher“, meinte er.
Nach Schusters Schätzung fertigt die kleine Firma im Landkreis Bamberg
jährlich ungefähr 800 bis 1000 verschiedene Teile. Immer wieder erhöht
sich der Grad der Automatisierung, weshalb die Zahl der Mitarbeiter im
Gegensatz zum Umsatz in den vergangenen Jahren nicht gestiegen ist. 2004
investierte Schuster eine Million Euro in einen automatische Anlage.
Die Seriennachfrage der Automobilindustrie macht so eine Anschaffung
lohnenswert. „Damit fertigen wir 1,5 Millionen Teile im Jahr“, erzählte
er. Doch es sind andere Dinge, die der Unternehmer noch lieber zeigt.
Holz wird mehr und mehr beflockt. „Die Holzindustrie lässt jetzt ganze
Platten von uns bearbeiten. Das ist neu“, erzählte Schuster.
Allerneustes
Objekt: Vor wenigen Tagen haben Schusters Mitarbeiter einen frisch
geschnittenen Ast mit vielen Zweigen beflockt – ganz in Schwarz.
Aufgestellt wirkt das Geäst wie ein kleiner Baum. Der Kunde, einer
Gärtnerei, wollte ihn zu Dekorationszwecken.
Was ist Beflocken?
Technik: Beim Beflocken wird ein spezieller Klebstoff auf einen
Gegenstand aufgebracht, anschließend werden auf die Oberfläche
Flockfasern (Polyamid, Polyester oder Viskose) elektronisch aufgetragen.
Variationen:
Flock gibt es je nach Anwendungszweck in unterschiedlichen Faserlängen
und –dicken. Dabei sind Variationen von samtweich bis bürstenartig
möglich.
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